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Codex
Seit der Antike wurden Rechtssammlungen und Gesetzbücher als „Codices“ bezeichnet. Im rechtlichen Kontext ist ein „Codex“ eine systematische Sammlung von Gesetzen oder Vorschriften. In der europäischen Rechtsgeschichte meint „Codex“ eine Sammlung kaiserlicher Gesetze, die im oströmischen Reich Anwendung fanden.
Bedeutsam waren der Codex Theodosianus (438 n. Chr.) und Iustinianus (534 n. Chr.). Der „Codex Theodosianus“ wurde unter dem oströmischen Kaiser Theodosius II. erarbeitet und sammelte seit dem Jahr 312 erlassene kaiserliche Konstitutionen in abgekürzter Form. Der „Codex Iustinianus“ ersetzte die früheren Codices, welche gleichzeitig als Quellen dienten, da einzelne Abschnitte übernommen und ggf. überarbeitet wurden.
Der Codex Iustinanus ist das dritte Buch des Corpus Iuris Civilis, welches um 528 n. Chr. durch den Kaiser Justinian des oströmischen Reiches in Auftrag gegeben wurde und den Zweck hatte, eine Auswahl der bis zum Zeitpunkt des Auftrags noch erhaltenen Gesetzestexte aus der Zeit des vereinten Imperium Romanum, die noch Bedeutung hatten, zu bündeln. Alle Gesetze, die nicht in den Codex mit aufgenommen wurden, verloren ihre Gültigkeit und alle im Codex erlassenen Gesetze traten unmittelbar in Kraft. Mit dem Codex wollte Justinian eine aktuelle Sammlung für die juristische Praxis schaffen und seinen Plan der Wiederherstellung des römischen Rechts durch die Erstellung einer umfassenden römischen Gesetzessammlung verfolgen. Der der Codex ist neben den Digesten, dem Rechtslehrbuch „Institutiones Iustiniani“ und den Novellen ein Bestandteil des Corpus Iuris Civilis.
Der Codex Iustinianus war hauptsächlich eine Sammlung kaiserlicher Gesetze (Reskripte) und bestand aus über 4.600 Gesetzesnormen und 12 Büchern, die Kirchen-, Staats- und Verfahrensrecht (Buch 1), Privatrecht (Buch 2-8), Strafrecht (Buch 9) und Verwaltungsrecht (Buch 10-12) enthielten. Die erste Fassung des Codex entstand 529 n. Chr. Er wurde im Jahr 534 n. Chr. durch eine neue, erweiterte Version ersetzt. Dieser aktualisierte Codex findet sich in der bis heute erhaltenen Fassung des Corpus Iuris Civilis. Im Hochmittelalter wurde der Codex an der Universität von Bologna wiederentdeckt und hatte daraufhin noch viel Einfluss auf die europäische Rechtsentwicklung.
Take-aways:
- Ein Codex ist eine systematische Sammlung von Gesetzestexten.
- Mit dem Codex Iustinianus (534 n. Chr.) wollte der römische Kaiser Justinian im Römischen Reich einen Raum gleichen Rechts schaffen.
- Der Codex Iustinianus ist eine kaiserliche Sammlung von bis zum Abschluss der Arbeiten um 530 n. Chr. verkündeten kaiserlichen Gesetze. Er ist ein Bestandteil des Corpus Iuris Civilis.
- Im Hochmittelalter wurde der Codex Iustinianus wiederentdeckt und hatte bis heute wirkenden Einfluss auf europäische Rechtsordnungen.
Quellen:
Schlosser, Hans: Europäische Rechtsgeschichte, Privat und Strafrecht von der Spätantike bis zur Moderne, 5. Aufl., München 2023.
Schlinker, Steffen: Rechtsgeschichte, 2. Aufl., München 2023.
Schmoeckel, Mathias/ Stolte, Stefan: Examinatorium Rechtsgeschichte, München 2008.
Kreinecker, Christina M.: Codex (Januar 2017), in: bibelwissenschaft.de, URL: https://bibelwissenschaft.de/stichwort/46716/ (Stand: 29.10.2023).
Pawlak, Britta: Kodex (07.11.2014), in: helles-koepfchen.de, URL: https://www.helles-koepfchen.de/artikel/3600.html (Stand: 29.10.2023).
Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache: Kodex, URL: https://www.dwds.de/wb/Kodex (Stand: 29.10.2023).
http://www.leges.uni-koeln.de/lex/corpus-iuris/.
http://www.leges.uni-koeln.de/lex/codex-theodosianus/.
https://d-nb.info/105865523X/34.
https://www.deutschlandfunknova.de/beitrag/roemisches-recht-das-corpus-iuris-civilis.
https://www.uni-trier.de/fileadmin/fb5/prof/ZIV008/RRG08-09/RRG_14F.pdf.
http://www.lexexakt.de/index.php/glossar/codex.php.
https://www.rechteasy.at/wiki/kodifikation/.
https://www.rechteasy.at/wiki/codex-justinianus/.
https://imperium-romanum.info/wiki/index.php/Justinian_I.
Bildquelle:
https://de.wikipedia.org/wiki/Codex_Iustinianus#/media/Datei:Corpus_Iuris_Civilis_02.jpg.
Verfasser:
Suleiman Alsuleiman, Linda Balke, Melanie Just, Simon Reich
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