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Lex Visigothorum
Die Leges Visigothorum sind ein nicht zeitgenössischer Sammelbegriff für westgotische Rechtsaufzeichnungen der Spätantike und des Frühmittelalters. Die wichtigsten Beispiele sind
- der Codex Euricianus (ca. 475 n.Chr.),
- die Lex Romana Visigothorum („Römisches Gesetzbuch der Westgoten“) von 506, auch Breviarium Alarici(anum) genannt,
- der Liber iudiciorum von ca. 654, auch als Lex Visigothorum im engeren Sinne bezeichnet
Eurich und Alarich waren Könige der Westgotten. Die Leges Visigothorum basierten ursprünglich auf dem Personalitätsprinzip. Dies bedeutet, dass die Gesetze nicht für ein bestimmtes Gebiet galten, sondern dass sie an die Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Bevölkerungsgruppe anknüpften. Der Codex Euricianus könnte die erste Rechtsaufzeichnung für die germanischen Bevölkerungsteile gewesen sein. Die Lex Romana Visigothorum, auch Breviarium Alarici genannt, diente als Rechtsbuch für die romanische Bevölkerung im Westgotenreich. Sie enthielt Texte des römischen Rechts mit Erläuterungen.
Auf der Grundlage des Codex Euricianus schuf König Leovigild im 6. Jh. einen neuen Rechtstext. Seine Nachfolger ergänzten diesen Text um Novellen. Unter König Reccesvinth entstand dann daraus der um 654 erlassene Liber iudiciorum (lat. für Buch der Urteile), heute bekannt als die Lex Visigothorum. Es basiert auf den vorherigen germanischen Rechtsaufzeichnungen, auf Leovigilds Rechtstext sowie den im Laufe der Zeit hinzugefügten Novellen. Das Gesetz war in 12 Bücher gegliedert und diente als Aufzeichnung des im Westgotenreich von Toledo geltenden Rechts. Es enthielt Prozessrecht, Strafrecht, Privatrecht und Ansätze des öffentlichen Rechts. Die Lex Visigothorum hob die Lex Romana Visigothorum im Westgotenreich auf und galt für alle Bewohner des Territoriums, ging also vom Personalitätsprinzip zum Territorialitätsprinzip über.
Die Wirkung der Lex Visigothorum reicht weit über das Ende des Westgotenreichs hinaus, weil es noch jahrhundertelang nach dessen Untergang in Gebrauch war.
Take aways:
• Leges Visigothorum als Sammelbegriff für unterschiedliche westgotische Rechtsaufzeichnungen
• Lex Visigothorum (im engeren Sinne) ist der Liber iudiciorum aus dem 7. Jh.
• Kodifikation von Prozess-, Straf- und Privatrecht sowie Ansätzen des Öffentlichen Rechts in der Lex Visigothorum
Verfasser.innen: Nina Dengler, Lale Tiefenthal, Emma Tiemann
Quellen:
http://www.leges.uni-koeln.de/lex/leges-visigothorum/
https://www.rwi.uzh.ch/static/elt/lst-thier/rgt/default_1/de/html/chapter_2_22.html
Lex Visigothorum | Mittelalter Wiki | Fandom
https://www.geschichtsquellen.de/werk/3318
https://www.koeblergerhard.de/Fontes/LexVisigothorum.pdf