Fachbereich Rechtswissenschaften

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Zwölftafelgesetz

Das Zwölftafelgesetz (Lex Duodecim Tablularum; auch bekannt als XII-Tafeln) war eine römische Gesetzestextsammlung aus dem Jahr 450 v. Chr., welches auf Tafeln auf dem zentralen Platz (Forum Romanum) ausgestellt war. Es enthielt grundlegende Rechtsnormen und Rechtsverfahren zum Zivilprozessrecht, Schuldrecht, Familien- und Erbrecht, Sachenrecht sowie zum Delikts- und Strafrecht.

Die Entstehung des Zwölftafelgesetzes geht auf einen Ständekampf zwischen den Patriziern und Plebejern zurück. Nach der Vertreibung der etruskischen Könige (510 v. Chr.) begannen die Römer, sich an der Regierung, Verwaltung und Rechtsprechung zu beteiligen. Die Römer verstanden ihre Stadt als eine öffentliche Angelegenheit (res publica), daher wurde das Zwölftafelgesetz öffentlich ausgestellt. Recht in Rom war zuvor nur mündlich überliefert worden, sodass niedergeschriebenes Recht erstmalig der Öffentlichkeit zugänglich war.

Wichtig wurde das Zwölftafelgesetz insbesondere für die Ämterlaufbahn (cursus honorum). Einen hohen Stellenwert für die Rechtsentwicklung hatten der Prätor und die kurulischen Ädile; letztere waren u.a. Marktrichter. Um in diese Ämter, die Rechtskenntnisse verlangten, zu kommen, musste man den Inhalt des Zwölftafelgesetzes kennen und sich durch Rechtsrat, Gerichtsreden oder als Berater der aktuellen Amtsinhaber bekannt machen.

Im Schuldrecht des Zwölftafelgesetzes ging es z.B. um die Frage, wie eine Schuld zu begleichen war. Im Sachenrecht ging es insbesondere um die – für den altrömischen Agrarstaat äußerst wichtigen – Fragen des Grundstückseigentums. Diese Regelungsbeispiele verdeutlichen, dass die Römer praktisch orientiert waren, indem sie Themen, die für ihr Zusammenleben von besonders hoher Bedeutung waren, regelten und somit erste Grundzüge eines Rechtssystems für mehr Rechtssicherheit schafften.

Das Zwölftafelgesetz war der erste Schritt zur Entstehung eines umfangreichen römischen Rechts. In der späteren Republik und Kaiserzeit wurden weitere Gesetze und Rechtssprüche bedeutsamer und lösten das Zwölftafelgesetz teilweise ab oder es kam zu Rechtsfortbildungen. Dennoch blieben die Tafeln die Grundlage römischen Rechts, auf die sich Rechtskundige als fons omnis publici privatique iuris (lat. für: Quelle allen öffentlichen und privaten Rechts) bezogen. Das römische Recht hatte einen großen Einfluss auf heutige Gesetze wie den code civil oder das BGB.

Take-aways:                                                                                                               

  • Schriftliche römische Gesetzessammlung aus dem Jahr 450 v. Chr.
  • War ausgestellt auf dem Forum Romanum, somit zugänglich für die Öffentlichkeit
  • Regelte praktisch bedeutsame Rechtsgebiete für Rechtssicherheit unter den römischen Bürgern
  • Beeinflusste Gesetze in der römischen Republik und Kaiserzeit

 

Quellen:
Groh, Gunnar, in: Weber, Rechtswörterbuch, Zwölftafelgesetz, 31. Ed. 2023.

Düll, Rudolf: Das Zwölftafelgesetz; Texte, Übersetzungen und Erläuterungen, S. 71 ff., München 1971.

Georges, Karl Ernst: Ausführliches lateinisch-deutsches Handwörterbuch, Band 2, Sp. 1530-1531, 8. Aufl., Hannover 1918.

Bleicken, Jochen: Geschichte der Römischen Republik, S. 123-125, Berlin 2014.

Sommer, Michael: Römische Geschichte I - Rom und die antike Welt bis zum Ende der Republik, S. 94-99, Stuttgart 2013.

 

Verfasser:
Emily Dyck, Jannes Hettlich, Lukas Wermeyer, Helbin Riad Sahiem, Svenja Köhler

 

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